Abenteuer im Kaukasus: Georgien und Armenien
Auf Wanderreise zu den Klöstern und Fundstätten Vorderasiens
Die Reaktionen auf unser Vorhaben unseren Urlaub im Kaukasus zu verbringen sind vielfältig- ob es nicht gefährlich sei dorthin zu reisen, ob die Länder überhaupt etwas zu bieten hätten, ob es ausgeschilderte Wanderwege gäbe, - bis hin zu: das hört sich interessant an- macht viele Bilder und erzählt uns davon. Tatsache ist, dass man hierzulande wenig über diese Region weiß. Uns reizt genau das: Die Chance mit einem Veranstalter dessen Sicherheitsmanagement mit das Beste der Branche ist und dessen Reiseleiter ein internes Zertifizierungsprogramm durchlaufen, ein noch authentisches Länder-erleben-Gefühl vermittelt zu bekommen. Wir sind neugierig auf den Ursprung des Christentums und uralte Klosteranlagen in Armenien, auf gewaltige Landschaften in Georgien und auf die Menschen, die trotz jahrhundertelanger Fremdbestimmung und Gewaltherrschaft als herzlich und sehr gastfreundlich gelten.
VOM ARARAT ZUM ORIENTALISCHEN MARKT – EIN FEST FÜR ALLE SINNE
Um ca. 4 Uhr morgens landen wir mit Austrian Airlines in Eriwan, der Hauptstadt Armeniens. Mit 1.3 Millionen Einwohnern ist sie mit Abstand die größte Stadt des insgesamt 3.3 Millionen Einwohner zählenden Landes, dessen Fläche der Bayerns entspricht.  Aus allen Teilen der Bundesrepublik kommen die 18 Teilnehmer dieser Reise zusammen und werden von der Studiosus- und der exzellent deutschsprachigen einheimischen Reiseleiterin zu dieser unchristlichen Zeit begrüßt. Ein Top gepflegter 50-sitziger Mercedes Bus erwartet uns, der uns die 6 Tage in Armenien erfolgreich um jedes Schlagloch fahren wird. Der erste Höhepunkt lässt nicht lange auf sich warten: Schnell sind wir hellwach, als die Reiseleiterin auf der Fahrt vom  Flughafen zum Hotel unseren Blick auf den 5137 m hohen schneebedeckten Ararat und dessen kleinen Bruder (3896m) lenkt, die uns in der Morgensonne entgegenglitzern. Zwar steht der Ararat im ostanatolischen Bergland der Türkei, aber für die Armenier ist er der heilige Berg mit dem sie sich identifizieren, gehörte er in der Vergangenheit doch auch zu ihrem Territorium. Nach einem Turboschlafversuch sieht das Programm eine Stadtrundfahrt vor: Wir lassen uns von einem Archäologiestudenten die Geschichte der Ausgrabungsstätte Erebuni erklären, erleben ein Festival der Sinne auf dem Markt mit orientalischen Gewürzen, Trockenfrüchten und Gemüse und Obst der Saison. Bei dem Denkmal der überdimensional hohen Mutter Armeniens aus Sowjetzeit, bietet sich ein guter Blick auf die Stadt. Am Kaskadenplatz trinken wir einen armenischen Kaffee (mit viel Satz) und knüpfen zwanglos die ersten Kontakte untereinander. Am Abend öffnet uns ein traditionelles Restaurant am Platz der Republik die Pforten und wir machen Bekanntschaft mit dem typisch armenischen Brot, Lavash, das man gerne zum Umwickeln der Vorspeisen, wie gegrilltem Gemüse oder Salat, nimmt. Wer mag, kann armenisches Bier kosten - ein Muss ist jedoch zum Abschluss der Cognac aus einer der beiden in Eriwan befindlichen Brennereien: 5,7,oder 10 Jahre gerne auch alle drei. 
EINE REISE MIT „DREI FUSSSTAPFEN“ – KLOSTERBESICHTIGUNGEN UND WANDERERLEBNISSE
Die 1. Wanderung zur Festung Amberd erwartet uns am nächsten Morgen.  Von jetzt an können wir jeden Tag unsere Wanderausrüstung ausführen und entdecken jedes Mal neu, dass die einheimischen Wanderführer in Sandalen und ohne adäquate Kopfbedeckung namhafter Outdoorausstatter scheinbar mühelos ihr Terrain beherrschen. Es geht also auch einfacher. Das Altersspektrum unserer Gruppe erstreckt sich ca. von Mitte 30 bis Ende 70 Jahre. Wer eine Wanderung auslassen möchte, da er sich konditionell nicht gewachsen fühlt, oder aber den Cognac vom Vortag nicht vertragen hat, kann dies ohne Weiteres tun. Unsere Reise ist bei Studiosus mit 3 Fußstapfen ausgezeichnet, was bedeutet, dass die durchschnittliche Gehzeit pro Tag 2.5-3 Stunden beträgt und die Wanderungen hauptsächlich mittelschwer bei max. 500 Höhenmetern auf und ab gehen. Der Reisende weiß im Vorfeld auf welches Anforderungsprofil er trifft. Die erste Klosteranlage besichtigen wir nahe der Festung und sehen auch die ersten Kreuzsteine, Chatschkare genannt. In Armenien ist das Innenleben der Klöster schlicht gehalten. Nichts soll den Gläubigen von seiner betenden Einstellung abhalten. Nur die vielfach unterschiedlich gestalteten Kreuzsteine deuten auf künstlerisches Wirken hin. Einen Allerlöserkreuzstein, derer es nur insgesamt drei gibt, sehen wir nach der Wanderung im religiösen Zentrum nahe Erwian- in Edschmiatsin. Was der Vatikan für die Katholiken, Mekka für die Muslime ist, bedeutet Edschmiadsin für die Gläubigen der armenisch- apostolischen Kirche- der Staatsreligion Armeniens. Analog zum Papst ist der Katholikos das Oberhaupt. Ein Folkloreabend mit opulentem Abendessen und musikalischer Begleitung durch ein Ensemble von Dudukspielern, einem oboeähnlichem Nationalinstrument, lässt den Tag ausklingen. Man spürt förmlich die stimmungsvolle Melancholie der Musik, die die Seele des Volkes widerspiegelt. Nach Einsetzen der Dunkelheit finden täglich ,außer montags, auf dem Platz der Republik von Musik begleitete Wasserspiele statt. Groß und Klein trifft sich hier zur passegata - es herrscht ein Treiben bis tief in die Nacht.
DIE NATUR ARMENIENS IN IHRER GANZEN VIELFALT
Ganz nah an die (geschlossene) Grenze zur Türkei führt uns der nächste Morgen. Von der Klosteranlage Chor Virap haben wir nochmals einen grandiosen Blick auf den Ararat. Gregor der Erleuchter, sagt man, war hier 13 Jahre in einer Höhle eingekerkert. Wir verlassen die Araratebene und fahren im Dreiländereck Türkei, Iran und Aserbaidschan in östliche Richtung zum Kloster Noravank, das sich malerisch in das bergige Umland schmiegt. Man hat einen schönen Rundumblick auf rotbraungraue Berge. Unsere Studiosus Reiseleiterin wird perfekt von der einheimischen Reiseleiterin ergänzt und beide sind ein echter Gewinn dieser Reise. Vom 2410 m hoch gelegenen Selimpass starten wir nahe einer ehemaligen Karawanserei unsere heutige Wandertour über blühende Wiesen; immer im Blick der Vulkan Aragan. Man riecht Thymian, Oregano, Salbei und Minze bevor man die Kräuter sieht- einfach herrlich. Abends erreichen wir den größten See Armeniens, den Sevansee. So groß wie der Bodensee, bietet er doch ein ganz anderes Bild: Keine Segelboote, keine Strandbäder, kein Fährverkehr. Einfach Natur pur. Wir übernachten dort in einem komfortablen Hotel der Tufenkian- Kette, das mit landestypischen Materialien erbaut wurde und ausschließlich Menschen aus nahegelegenen Dörfern beschäftigt. Ein Diasporaarmenier, der in den USA lebt, ist Eigentümer. Das Abendessen ist hervorragend und besteht natürlich aus Fisch.
EINBLICKE IN DIE GESCHICHTE ARMENIENS – SPUREN DER BESATZUNGSZEIT
In den verbleibenden zwei Tagen in Armenien besuchen wir ein Priesterseminar im Sevankloster und erhalten Einblicke in die Ausbildung der Priester und deren Karrieremöglichkeiten. Wir wandern zu den UNESCO Weltkulturerbeklöstern Sanahin und Haghpat und übernachten am Debet Fluss noch einmal in einem landestypischen Hotel der Tufenkian- Kette in Dzoraget. Dann heißt es Abschied nehmen von den herzlichen Armeniern. An der Grenze schnappen wir unser Gepäck, reisen aus und nach Georgien ein und werden von unserer charmanten einheimischen georgischen Reiseleiterin willkommen geheißen. Eine neue Sprache, neue Währung, ein neuer (alter) Bus und eine neue Hauptstadt- Tiflis erwarten uns. Trotz ähnlicher Größe und Einwohnerzahl wie Eriwan, wirkt Tbilissi, wie die Stadt in Landessprache heißt, etwas mondäner. Obwohl der 1500. Stadtgeburtstag bereits gefeiert wurde, sind aufgrund der häufigen Zerstörungen und Verwüstungen die noch erhaltenen Häuser der Altstadt meist nicht älter als 200 Jahre. Nahe der Metechi Kirche ist durch die Statue des Königs Wachtang Gorgassali der Gründungsort markiert. Ab jetzt herrscht bei Kirchenbesichtigungen Kopftuchzwang für die Damen. Wir staunen nicht schlecht, als wir das Innenleben der Kirche betrachten. Üppig mit Ikonostasen ausgestattet wirken die Gotteshäuser in Georgien lebendiger als in Armenien. Es ist heiß in Tiflis, ca. gefühlte 35C°. Wir genießen die Mittagspause in einem Cafe des alten Viertels obere Kala, wo aus den Düsen unter der Markise Wasserdampf zur Kühlung entweicht. Wir fühlen uns ein bisschen wie der Salat im Supermarkt und machen Bekanntschaft mit der deftigen georgischen Küche: Chatschapuri ist ein warmer Hefeteigfladen mit Käsefüllung. Zum Glück warnt uns die Reiseleiterin vor, was uns abhält pro Person ein ganzes zu bestellen. 1/8 genügt völlig und lässt noch Platz für andere Leckereien, wie z.B. Chinkali (Maultaschen in Säckchenform). Die Einladung das Nationalmuseum mit Schatzkammer zu besuchen, nehmen wir gerne an, denn auch dort ist es klimatisiert. Hier befinden sich die wertvollsten Fundstücke aus ganz Georgien beginnend im 9. Jahrhundert. Vor allem den ca. 10 cm großen Löwen aus Gold, der als Grabbeilage gefunden wurde, schließen wir ins Herz. Dem 3. Stock des Museums ist eine traurigere Geschichte gewidmet: Mit Bildern, Videosequenzen und Schautafeln wird die sowjetische Besatzungszeit dem Besucher veranschaulicht. Der Bus bringt uns zur Statue; Mutter Georgiens, von wo aus wir die Größe von Tiflis erahnen können. Die Silhouette der Stadt immer im Blick wandern wir zur Festung Narikala und steigen von dort zu den Bädern herab, die der Stadt ihren Namen gaben. Der heiße Tag schreit nach einem kühlen Bier, infolgedessen findet unser Abendessen in einer Brauerei statt. Als Aperitif gibt es hier einen Wodka- andere Länder, andere Sitten. Von der Dachterrasse im 10. Stock des Sheraton Metechi Hotels, in dem wir nächtigen werden, finden wir Tiflis bei Nacht fast noch schöner als bei Tag. Auch die moderne Bücke über die Mtkwari ist hell erleuchtet.
GEORGIENS SPIRITUELLER REICHTUM UND SEINE FRUCHTBARE NATUR
Der nächste Tag bringt uns von der neuen Hauptstadt in die alte Hauptstadt: Mzcheta. Es ist Sonntagmorgen und in die Dshwari Kirche strömen die Gottesdienstbesucher. Wir lauschen auch den Gesängen und genießen den Blick auf das Tal, wo die Aragwi und Mtkwari zusammenfließen. Dort besuchen wir ein weiteres Schmuckstück und Wallfahrtskirche, Sweti Zchoweli, mit eindrucksvollen Fresken und einer Nachbildung der Grabeskirche Jerusalems, die für alle Pilger dort steht, die keine Chance haben diese in Israel zu besuchen. Hier empfinden wir zum ersten und einzigen Mal eine Art Tourismus mit Souvenirshops. Meist jedoch für die Georgier selbst als Devotionalienverkauf. Der alten georgischen Heerstraße über den Kaukasus folgend, erreichen wir am Abend den Wintersportort Gudauri auf 2400 m Höhe. Das ist die gewaltige alpine Landschaft, die wir uns erhofft haben. Der Ort selbst wirkt wie jeder Wintersportort im Sommer eher trostlos, aber die umliegenden 4- und 5000 er Berge lassen unsere Herzen höher schlagen, denn zwei Wanderungen sind hier geplant. Zum einen zur Wallfahrtskirche Zminda Sameba mit Blick auf den Kasbek und durch blühende Wiesen auf einen Aussichtspunkt mit Blick nach Tschetschenien. Auf dem 2395 m hoch gelegenen Kreuzpass stehen wir am Steinkreuz mit der deutschen Inschrift Hier ruhen Kriegsgefangene, Opfer des 2. Weltkrieges. Die nächste Station unserer Reise ist die fruchtbare Region Kachetien. Weinanbau hat in Georgien eine lange Tradition- jeder Bauer keltert seinen eigenen Wein und trinkt ihn meist auch selbst. Herr Schuchmann aus Dortmund hat in der Nähe von Telawi vor einigen Jahren den Versuch gewagt und stellt auf seinem eigenen Weingut georgischen Wein her. Zum einen auf die aufwendige traditionelle Weise mit langer Lagerung in Amphoren, die in den Boden eingelassen sind (Hauptabsatzmarkt: USA) und zum anderen auf die moderne europäische Art mit schnellem 3-monatigem Reifeprozess. Wir kosten beide Varianten und befinden beide für absolut trinkbar.   Sogar die Fauna scheint hier besonders fruchtbar: Nur der umsichtigen Fahrweise und dem schnellen Reaktionsvermögen unseres Busfahrers ist es zu verdanken, dass wir kein Massaker angerichtet haben: Pferde, Esel, Hunde, Kühe- alles kreuzt todesmutig unseren Fahrweg. Die Wassermelonen sind gerade reif. Kleintransporter und Pkws sind randvoll gefüllt und stehen am Straßenrand bereit zum Verkauf. Manch einer richtet sich auf ein längeres Geschäft ein und hat auch schon mal ein Bett zum Schlafen bereitgestellt. Man hat den Eindruck, hier pulsiert das Leben, man lebt von den eigenen Produkten nicht schlecht.   In Telawi sind wir bei einer Familie privat untergebracht. Gut, dass die Reise sich langsam dem Ende nähert, denn bei so vielen hausgemachten Leckereien ist es nur eine Frage der Zeit bis man sich figürlich der Wassermelone anpasst. Aber selbstverständlich genießen wir auf der Terrasse mit Blick auf die noch teils schneebedeckten Berge jeden einzelnen Bissen und bleiben lange nach dem türkischen Kaffee gemütlich sitzen.
Eine neue Landschaftsform erleben wir am letzten Tag unserer Reise. Es geht zum Höhenkloster Dawit Garedscha. Das Land ist flach wie ein Brett und von einer faszinierenden Kargheit geprägt. Der Mönch Dawit zog sich im 9. Jahrhundert in diese Halbwüste zurück, um einer Steinigung zu entkommen und fristete ein eremitisches Dasein. Durch die letzten 11 Tage voll trainiert, brechen wir hier zur anspruchvollsten Wanderung der Reise auf und ernten als Belohnung einen Ausblick in die unendlichen Weiten Georgiens und Aserbaidschans. In Tiflis findet abends unser Abschiedsessen statt und wir blicken gemeinsam zurück auf eine erlebnisreiche Reise in zwei faszinierende Länder.   Die Vorurteile haben wir widerlegt- jede Menge Bildmaterial und Erzählungen mitgebracht und so schließe ich mit dem Schlusssatz zahlreicher armenischer Märchen: Drei Äpfel fallen vom Himmel: einer für den, der erzählt hat, einer für die, die zugehört haben und einer für die, die verstanden haben.
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Jens Pilgram
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