Man mische ein bisschen Irland, Island, Lanzarote, Teneriffa und Schweiz, füge eine gemäßigteTemperaturskala von 12-19 °C hinzu und verteile dies auf 9 Inselchen im Atlantik – fertig ist das Rezept für einen Urlaubsgeheimtipp.
Tatsächlich findet man auf dem azoreanischen Archipel beeindruckende Steilküsten und eine Million Grüntöne wie in Irland, Geothermie mit heißen Thermalquellen wie in Island, Weinanbau auf Lavaboden (UNESCO Weltkulturerbe) nach dem Beispiel Lanzarotes und das Pendant zum Teide auf Teneriffa: Den höchsten Berg Portugals, Pico mit 2351 m auf der gleichnamigen Insel.
Und überall Kühe auf sattgrünen Weiden, die sich mit ihrer hervorragenden Milch für den mehrfach prämierten Käse der Azoren verantwortlich zeichnen- selbstredend in bester Bioqualität.
WETTER und KLIMA:
Azorenhoch?
Tatsächlich entsteht das nach der Inselgruppe benannte Hochdruckgebiet in der Regel ein paar hundert Kilometer südlich davon; die Azoren waren nur Namensgeber, da keine andere Landmasse näher liegt.
In den 7 Tagen unserer Rundreise finden wir uns des öfteren mit der Sonnenbrille unterm Regenschirm wieder und verinnerlichen nach einem Tag den Rat unseres Reiseleiters niemals den Bus ohne Regenjacke zu verlassen.
Beständig ist hier nur die Unbeständigkeit und einmal können wir LIVE miterleben, wie sich auf einem Aussichtspunkt binnen 10 Minuten aus einem grauen Nebelloch eine wunderschön bewachsene Caldera mit Kratersee und blauem Himmel herausschält.
Man braucht also Geduld, Zeit und angepasste Kleidung und wird mit einzigartigen Landschaften belohnt werden.
TERCEIRA- Geschichte und Kultur
Nach Ankunft auf dem internationalen Flughafen Ponta Delgada/Insel Sao Miguel erfolgt der Weiterflug mit der einheimischen Fluggesellschaft SATA in kleinen Turboprop Maschinen zur westlich gelegenen Insel Terceira.
Die ehemalige Hauptstadt Angra do Heroismo ist ein wahres Kleinod an Stadtarchitektur.Den Beinamen Heroismo- die Heldenhafte- bekam sie aufgrund ihrer zentralen Rolle im Kampf um die Befreiung gegen die spanischen Besatzer.
Heldenhaft sicher auch der Mut und die Energie der Einwohner Angras, die die Stadt nach dem verheerenden Erdbeben in der Silvesternacht 1979/80 wieder aufgebaut und zu dem gemacht haben, was sie heute ist- UNESCO Weltkulturerbe.
Die 18 km breite und 29 km lange Insel hat aber noch mehr zu bieten, z.B. Algar do Carvao, den einzig begehbaren Vulkanschlot der Erde. Es ist es ein erhebendes Gefühl nach 338 Stufen abwärts am Rande des Kratersees mitten im Vulkaninnern zu stehen und hoch oben durch den 45 m hohen Schlot ins Tageslicht zu blicken.
Schöne Sandstrände entdeckt man in Praia und auch die älteste noch im Dienst befindliche Kirche Sao Sebasteao mit herrlichen Fresken befindet sich auf der Insel. Ca. 40 Flugminuten entfernt liegt Faial.
FAIAL- Seglergeschichten und Hotspot
Wenn Wände sprechen könnten, würde man im Hafen von Horta sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Viele Transatlantiksegler machen hier nach der Hälfte der Strecke Station und verewigen sich mit phantasievollen Zeichnungen auf der Kaimauer. Das norwegische Segelschulschiff liegt gerade hier- alles mutet weltmännisch an. Abends trifft man sich zum Austausch in der legendären Kultkneipe Peter Sports Cafe. Das Interieur hat Museumscharakter, die Bar ist mit Wimpeln aus aller Welt geschmückt.
Im Hafen brechen wir zu einer 3-stündigen Walbeobachtungsfahrt auf und lauschen dem Veranstalter andächtig, als er die diversen Spezies anhand einer Schautafel vorstellt. Die sogenannten Spotter haben zwei Blauwale ausgemacht. Bis zu 33 Meter groß und 130 Tonnen schwer kann das größte Säugetier der Welt werden. Die Spannung steigt als der Motor ausgeschaltet wird und das Boot rollt und schwankt.Tatsächlich sehen wir die Fontänen und die typische Schwanzflosse für Sekundenbruchteile. Mindestens 20 Minuten lassen sich die Riesen bis zum nächsten Atemzug allerdings Zeit, was manch einen Teilnehmer angesichts der rauen See ebenfalls heftig nach frischer Luft schnappen lässt.
Ruhiger geht es im äußersten Westen der Insel zu. In Ponta dos Capelinhos war die Erde letztmals 1957-1958 13 Monate aktiv und gebar über einem Hotspot neues Land, das sich an die bestehende Insel angedockt hat. Ein mehrfach ausgezeichnetes unterirdisches Museum erzählt die Entstehung sehr anschaulich und klärt auch über die Folgen für die Bewohner Faials auf: Eine 1.5 m dicke Aschewolke legte sich über diesen Inselteil, verdunkelte über Monate den Himmel und ließ die Temperatur um einige Grad sinken.
Die Umrundung der Caldera Faials in der Inselmitte soll die schönste Wanderung der Azoren sein.Das glauben wir unserem Reiseleiter einfach mal, denn außer einem großen Nebelschwaden können wir an Ort und Stelle nichts erkennen.
PICO - Weinanbau und Vulkan
45 Minuten Fährfahrt trennen die Inseln Faial und Pico. Zwar gibt es auf Pico auch einen kleinen Flughafen, aber die Flugvariante lohnt eher von entfernteren Inseln.Immer den namensgebenden Vulkan und höchsten Berg Portugals im Blick umrunden wir den Westteil der 447 km² großen Insel. Auf den fruchtbaren Lavafeldern wird Wein angebaut. Auch unser Busfahrer zählt zu den Winzern und lädt uns mit seiner Frau zu einer Weinprobe zu sich nach Hause ein. Zusammen mit hervorragendem Käse aus Sao Jorge und selbstgebackenem Anisbrot lassen wir uns die guten Tropfen schmecken und setzen beschwingt unsere Fahrt nach Lajes, der „Walhauptstadt“ im Süden fort. Kaum ein anderer Ort auf den Inseln ist so eng mit den Ozeanriesen und deren Bedeutung für die Einwohner verknüpft.
Im Walfangmuseum wird anhand von Videosequenzen, Ausstellungsstücken und passender Literatur die Vergangenheit des bis 1983 praktizierten Walfangs lebendig. Beeindruckend wie mutig die Azoreaner mit schmalen Booten und Harpunen die Jagd auf die Wale aufnahmen- nicht immer waren sie die Sieger.
Vom Kratersee Lagoa do Capitao im Inselinneren kann man auf 800 Meter Höhe einen schönen Blick auf den Vulkankegel des Pico werfen. Allerdings besitzt der Berg sein eigenes Mikroklima und hüllt sich und seine Umgebung vornehm in Nebel. So muß uns einmal mehr die Schautafel über die Aussicht bei Sonne Auskunft geben.
Wir besteigen in Madalena wieder die Fähre nach Faial und laufen von Horta nach Porto Pim, einer schönen langgezogenen Bucht mit Strand und dem Restaurant „Genuino“, in dem wir ein köstliches Risotto vom schwarzen Degenfisch (Espada) genießen und den Gesängen einer Fado Sängerin vom portugiesischen Festland lauschen.
SAO MIGUEL – die Größte und Vielfältigste
Schon der Anflug auf Sao Miguel lässt erahnen, dass der Tourismus auf den Azoren Fahrt aufnimmt. Vier Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen der Hauptstadt Ponta Delgada. Ströme hauptsächlich amerikanischer Touristen ergießen sich in die Altstadt und fluten die Souvenirshops.
Die 22 000 Einwohner- Stadt steht auch auf unserem Tagesprogramm, wobei sich unser Reiseleiter vor allem auf die Geschichte und Architektur konzentriert. Durch das Audio Headset ist uns maximale Bewegungsfreiheit ohne Informationsverlust garantiert.
Auf dem Platz des 5. Oktobers finden bereits Vorbereitungen für das „Fest der Wunder“ am fünften Sonntag nach Ostern statt. Die Prozession mit einer Christusfigur aus dem 15. Jahrhundert gilt als Höhepunkt der eine Woche dauernden Feierlichkeiten. Welche Bedeutung dieses Fest für die Azoreaner hat, kann man daraus ermessen, dass die in die Vorbereitung involvierten Einwohner einen Monat Sonderurlaub von ihrem Arbeitgeber spendiert bekommen. Viele Auswanderer kehren in dieser Woche in ihre alte Heimat zurück.
Sao Miguel hat viel zu bieten. In den verbleibenden Tagen fahren wir einen großen Teil der Südküste ab und machen Abstecher ins Inselinnere z.B. in die Caldeira Velha auf dem Höhenzug der Serra de Agua de Pau. Von üppiger Vegetation umgeben baden Touristen in heißen Thermalquellen, die von einem malerischen Wasserfall gespeist werden. Wir besuchen eine der zwei einzigen europäischen Teeplantagen. Der Tee ist nicht für den Export bestimmt, sondern wird für den Eigenbedarf angepflanzt.
Auf dem Aussichtspunkt Miradouro do Pico do Ferro können wir im Tal unten beobachten wie unser Mittagessen, der „Cozido“- Eintopf aus verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten in warmer Erde vor sich hin köchelt: Herrlich umgeben vom Lagoa das Furnas und dem Ort Furnas selbst. Mit nur 1500 Einwohnern wächst dieser durch zahlreiche Tagestouristen um das Doppelte an. Einst ließen sich hier im Tal wohlhabende Orangenplantagenbesitzer nieder und erklärten das Dorf zu ihrer Sommerfrische. Zahlreiche aristokratisch anmutende Villen erzählen davon. Der von Menschenhand angelegte botanische Garten des Terra Nostra Parks und Hotels beherbergt auf dem 12 ha großen Gelände ca. 2500 Bäume und eine Reihe endemischer Pflanzen und exotischer Gewächse. Im 38 °C warmen eisenhaltigen Thermalwasser kann man wunderbar entspannen.
Auch im westlichen Teil der Insel jagt ein landschaftlicher Höhepunkt den Nächsten. Der Wettergott zeigt sich zum Abschied gnädig und beschert uns einen letzten sonnigen Tag.
Rechtzeitig für die Sicht vom bekanntesten Aussichtspunkt der Azoren, dem Miradouro Vista do Rei. Wirklich „königlich“ fühlen wir uns mit dem Blick auf die 12 km Umfang messende Caldera von Sete Cidades. Blau und grün schimmern die durch eine Brücke getrennten Kraterseen. Der Legende nach die Tränen einer unglücklichen Liebe zwischen einer Prinzessin und einem Hirtenjungen mit blauen und grünen Augen.
Vom Miradouro do Escalvado haben wir noch einmal einen schönen Blick über die Steilküste. Hier steht ein altes Haus als Walbeobachtungsposten, denn theoretisch kann man bei ruhiger See die ganzjährig umherziehenden Pottwale mit bloßem Auge erkennen.
In einer Woche haben wir 4 von 9 Inseln gesehen- alle unterschiedlich, alle sehenswert. Auffällig ist die Sauberkeit und die Sorgfalt, mit der die Einwohner ihre Inseln pflegen. Es gibt keine Bauruinen, die zahlreichen Kreisverkehre sind liebevoll geschmückt, auch die Strände werden von den angrenzenden Gemeinden sehr sauber gehalten.
Ein ideales Ziel für Weltenbummler, die auf kleiner Fläche viel Welt entdecken können…