Seit Stunden beobachte ich durch das moskitonetzgeschützte „Zeltfenster“ die Sterne und den Lauf des Mondes. Zwei Sternschnuppen habe ich schon gesehen und die Wünsche gen Himmel geschickt. Außerhalb des Zeltes randaliert ein Tier- es scheppert im Camp, ich höre Geschnaufe und Getappse. In meiner Phantasie handelt es sich mindestens um Hyänen oder Löwen- in Wahrheit war es ein neugieriger Honigdachs, wie die Safari Guides am nächsten Tag anhand der Spuren feststellen werden. Selbstverständlich halte ich mich an die zu Beginn der Tour angegebenen Anweisungen: Nachts immer im Zelt bleiben, dann wird man für die Tiere als großes Tier wahrgenommen, keine Alleingänge in der Dunkelheit, immer direkt mit der Stirnlampe auf den Boden leuchten, mindestens zu viert am Lagerfeuer sitzen…
Wo bin ich?
Im Norden Botswanas, auf einem Naturzeltplatz mitten im Chobe Nationalpark.
CHARAKTER der REISE
Insgesamt 14 Teilnehmer finden sich in Maun, dem Tor zum Okavango Delta zusammen und treffen dort mit ihrem Reiseleiter auf die Safari Crew: zwei einheimische, englischsprechende Guides als Fahrer für die zwei zur Tierbeobachtung umgebauten amerikanischen Geländefahrzeuge und ein Küchenteam, das in einem ursprünglich in Deutschland gebauten Magirus-Deutz LKW Zelte, Feldbetten mit Matratzen und Bettzeug, Proviant für 8 Tage, Toiletten, mobile Waschbecken und die dazugehörige 6-köpfige Mannschaft transportiert. Wir fühlen uns nach einer Nacht im Hotel in Maun ausgeruht und bereit für die Abenteuer, die auf uns warten. Mit den Worten „ we drive to where is no reception“ verlassen wir die Zivilisation. Der Satz ist doppeldeutig: Keine Hotelannehmlichkeiten, sondern Camping und kein Empfang von Nachrichten jeglicher Art, sondern offline-Betrieb.
ROUTE
Noch ein paar Kilometer Teerstraße und dann off-road auf Geröll, Schotter, Sand. Die Wildnis beginnt direkt hinter Maun, vereinzelt sieht man Antilopen, Elefanten, Giraffen am Straßenrand. Die nächsten Menschen sehen wir beim Eintritt in das Moremi Wildlife Reservat.Hier registrieren uns unsere Guides und zahlen die Parkgebühr.
Insgesamt vier Camp Wechsel sind vorgesehen, die uns unterschiedliche Landschaftsformen offerieren: Savanne, Wald, Uferlandschaften und Flussniederungen.
Auch die Fauna ist unterschiedlich, aber die Chance, die BIG FIVE zu sehen ist definitiv überall gegeben. Wir freuen uns auf Pflanzen und Vögel im Okavangodelta, auf die Löwen in Savuti und die größte weltweite Elefantenpopulation (ca.130.000 von weltweit insgesamt ca. 350.000 ) im Chobe Nationalpark.
TAGESABLAUF
Jeder Tag beginnt um 5.30 Uhr mit einem kräftigen „Good Morning“- Gruß vor jedem Zelt. Die Sonne geht um 6 Uhr pünktlich zum Frühstück auf. Wer schnell Zähne putzt erlebt noch den Sonnenaufgang vor dem Frühstück. Von Eierspeisen mit Bohnen, Speck, Würstchen und Tomaten über Müsli, Marmelade und frischgebackenes Brot ist alles vorhanden. Wasserflaschen werden gestellt und frisches Trinkwasser ist jederzeit verfügbar. Um 6.30 Uhr brechen wir zur Morgenpirsch auf und auch die Tiere nutzen die Kühle des anbrechenden Tages, um für Nahrung zu sorgen.
Wir haben großes „Jagdglück“ und halten mit unseren Fotoapparaten bereits die ersten Spezies der „Big Five“ fest. Vor allem der sehr selten in freier Wildbahn zu beobachtende Leopard wird von unserem Guide in kniehohem Gras ausgemacht. Auch Löwenrudel mit ihren Jungen, zahlreiche Antilopenarten, Elefanten, Warzenschweine, den randalierenden Honigdachs, Mangusten, Meerkatzen, in allen Farben schillernde Vögel, Flusspferde und Krokodile gehören zu unserer „Beute“.
Die Tiere in Botswana werden nicht gejagt- und man hat das Gefühl, das danken sie einem mit wenig Scheu und großem Selbstbewusstsein.
Nach erfolgreicher Pirsch freuen wir uns auf ein leichtes Mittagessen im Camp, gefolgt von einer individuell zu nutzenden Mittagspause, da die Hitze sowohl die Tiere, als auch uns zur Langsamkeit zwingt.
Am Nachmittag wird die zweite Pirschfahrt unternommen, zweimal auch per Boot. Die Perspektive vom Wasser ist anders als von Land, aber ebenfalls sehr reizvoll: Man sieht bunte Insektenarten, Wasservögel, Warane und Krokodile, sowie Nilpferde. Auch Elefanten beobachten wir beim Baden: Unglaublich mit welcher Anmut und Eleganz sich die Schwergewichte fortbewegen.
Zum Sundowner suchen die Guides ein idyllisches Plätzchen aus, eine Dose Bier oder ein Softdrink wird geöffnet und auf die herrliche afrikanische Landschaft angestoßen.
Wer glaubt man ernährt sich im Busch von Reis und Bohnen schaut vermutlich zu oft das Dschungelcamp an. Unser 2- köpfiges Küchenteam zaubert uns jeden Abend ein 3 gängiges Menü, das wir einstimmig genießen.
Wohlgenährt trinken wir am Lagerfeuer unseren Schlummertrunk und lauschen den Ausführungen unseres Reiseleiters über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsaussichten Botswanas, über die Menschen und ihre Lebensweise und natürlich über die allgegenwärtigen Tiere.
Wenn wir dann beim Zähneputzen hinter dem Zelt in Tieraugen sehen, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um zu viel Alkoholgenuss.
BOTSWANA
Das Land wurde 1966 von England in die Unabhängigkeit entlassen, in dem vermeintlichen Glauben ein „wertloses“ Stück Land ohne Meerzugang zu besitzen. Weit gefehlt: 1967 werden umfangreiche Diamantvorkommen entdeckt, die dem Land bis heute Wohlstand und Stabilität garantieren.
Der Tourismus ist die zweite Einnahmequelle. Tierschutz spielt eine große Rolle, wohlwissend, dass dieser für den Tourismus zwingend notwendig ist. Im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten ist das demokratische Botswana gut aufgestellt und gilt als sicheres Reiseland.
VIKTORIA FÄLLE in SIMBABWE
Neben den Tieren ist die Landschaft im südlichen Afrika spektakulär – und ein Höhepunkt nach dem Grenzübertritt nach Simbabwe sind zweifelsohne die Viktoria Fälle. Auf einer Länge von 1.7 km stürzt sich der Sambesi in die 108 m tiefe Schlucht. Mit 30 USD Eintrittsgebühr in den Nationalpark ist man ganz nah dran und kann den Wasservorhang auf der gegenüberliegenden Seite bestens beobachten. Bei genauerem Hinsehen traut man seinen Augen nicht, wenn man direkt an der Abbruchkante Menschen baden sieht. Hier handelt es sich um den Devil’s Pool, der Wagemutige bei „Niedrigwasser“ von September- November zum Baden mit Nervenkitzel einlädt. Adrenalinjunkies kommen auch beim Bungee Jumping von der Grenzbrücke Sambia-Simbabwe voll auf ihre Kosten. Völlig gefahrlos ist dagegen der High Tea im traditionellen Victoria Falls Hotel mit nostalgischem Kolonialcharme oder eine Souvenirshopping Tour durch die Stadt.
Bei einem 15-minütigen Helikopterflug erlebt man die Wasserfälle aus einem sehr reizvollen Blickwinkel und kann den Verlauf des Sambesi herrlich verfolgen.
Im 5-Sterne Hotel Kingdom endet unsere Reise bei einem opulenten Buffet zum Abendessen, das keine Wünsche offen lässt. Statt am Lagerfeuer treffen wir uns danach in der Bar und sehnen uns insgeheim in die Einsamkeit unterm Sternenzelt zurück- Nervenkitzel hatten wir dort schließlich auch.