Im März 2016 hatte ich die Gelegenheit eine Kreuzfahrt mit einem der Hurtigrutenschiffe zum Nordkap zu unternehmen.
Die Hurtigruten bezeichnen die traditionelle Postschifflinie entlang der norwegischen Küste (insgesamt sind das 2700 km). In früheren Jahren haben diese Schiffe tatsächlich noch die Post von Hafen zu Hafen transportiert, heutzutage werden aber nur noch Fracht und Passagiere befördert. Die klassische Seereise einer Hurtigrute geht entweder nordgehend von Bergen nach Kirkenes oder südgehend von Kirkenes nach Bergen. Pro Strecke werden 34 Häfen angefahren.
Im Prinzip kann man in jedem Hafen ein- und aussteigen und die Reise so planen wie man möchte. Das machen zum Beispiel viele Norweger, die einfach nur von Hafen zu Hafen pendeln (die Postschiffverbindung ist in den Fjorden nämlich oftmals schneller als eine Fahrt mit dem Bus oder Auto)
Die Tour, die ich begleiten durfte, dauerte 10 Tage (13. Bis 23. März). Sie begann in Bergen, endete in Trondheim und insgesamt hat die MS Midnatsol auf der Tour 60 Häfen angefahren.
Die MS Midnatsol ist eines der neueren und größeren Schiffe der Hurtigrutenflotte, wobei man weder die Schiffe noch die Art zu reisen mit Kreuzfahrtschiffen wie AIDA oder TUI Cruises vergleichen darf. Die Ausstattung der MS Midnatsol ist hell und freundlich, eher norwegisch gemütlich anstatt bunt und modern. Es gibt jede Menge Möglichkeiten sich in den öffentlichen Bereichen aufzuhalten und durch die Panoramafenster die vorbeiziehende Landschaft zu bestaunen. So zum Beispiel auch in dem zweistöckigen Panorama-Salon über der Bugspitze. Meine Innenkabine war zwar recht klein, dafür aber praktisch und zweckmäßig eingerichtet.
Bei einer Reise mit den Hurtigruten ist eindeutig der Weg das Ziel. Es geht nicht wie bei anderen Kreuzfahrten darum, tagsüber möglichst viel Zeit an Land zu verbringen, sondern vielmehr darum auch tagsüber vom Wasser aus die Landschaft anzuschauen. Der Tagesablauf ist überschaubar, es gibt kein klassisches Animationsprogramm wie Tanzkurse oder Shuffleboard. Da in relativ kurzer Zeit ja überdurchschnittlich viele Häfen angefahren werden, bleibt das Schiff manchmal wirklich nur 15-30 Minuten in einem Ort um etwas abzuliefern und fährt dann weiter. Als Passagier schaut man daher, an welchem der vielen Häfen ein längerer Halt eingelegt wird, damit man dann für einen kurzen Spaziergang oder Ausflug das Schiff verlassen kann.
Da ich Norwegen schon mit anderen Schiffen im Sommer besucht habe, war ich sehr gespannt auf die Landschaft im Winter. Natürlich habe ich auf viel Schnee und Eis gehofft, denn sowas gehört für mich zu einem richtigen Winter in Norwegen dazu.
Nachdem es die ersten Tage nach der Abfahrt in Bergen eher grau und regnerisch war, kam der erste Schnee kurz nach der Überquerung des Polarkreises. Schon bald fuhren wir durch eine wahrhaft wunderschöne Landschaft aus Fjorden und schneebedeckten Bergen. Das Wetter war, wie ich es erwartet hatte: eine Dauermischung aus Eiseskälte, Sonnenschein, Schneesturm und blauem & grauem Himmel.
Den ersten etwas längeren Aufenthalt hatte das Schiff in Ålesund, einer Stadt die auf mehreren Inseln erbaut wurde und von deren Hausberg Aksla man einen wunderschönen Blick auf die Fjordlandschaft hat.
Manche Häfen, in denen das Schiff angelegt hat erkennt man auf den ersten Blick gar nicht als Hafen, da es oftmals nur ein Steg mit einem Häuschen ist. In direkter Umgebung sieht man erstmal nichts weiter außer Berge und das Meer und der nächste Ort befindet sich dann kilometerweit entfernt.
In Trondheim, der zweitgrößten Stadt Norwegens hatten wir dann wieder etwas Zeit um das Schiff zu verlassen. Vom Hurtigruten-Schiffsanleger ist es nur ein kurzer Fußmarsch in die Altstadt. Dort kann man die schönen bunten Häuser entlang des Nidelva Flusses anschauen und den in direkter Nachbarschaft liegenden Nidaros-Dom besichtigen.
Einen Ausflug, den Sie auf dieser Tour unbedingt machen sollten, ist der Ausflug „Winterabenteuer Husky“ in Tromsø! Bei diesem Ausflug haben Sie die Gelegenheit sich in einem Huskyschlitten durch die frostige Winterlandschaft ziehen zu lassen. Nachdem das Schiff in Tromsø angelegt hatte, wurden wir per Bus auf die Insel Kvaløya zum Villmarkssenter gebracht. Beim Aussteigen aus dem Bus hörte man schon die Huskies jaulen und bellen. Jeder von uns bekam einen speziellen Anzug den wir anziehen sollten. Dieser sollte unsere normalen Jacken und Hosen vor den Hunden, die gern mal an einem hochspringen und natürlich auch vor der eisigen Kälte während der Fahrt schützen.
Wir wurden zunächst zu den Hundehütten der Huskies gebracht. Auf der Farm gibt es über 300 Huskies, die allesamt wirklich sehr zahm und verspielt waren. Man konnte sich zu Ihnen setzen und sie streicheln und sich mit ihnen fotografieren lassen. Außerdem wurde uns einiges über die Hunde und die Haltung dort erklärt.
Wir sind dann ein kurzes Stück durch den kniehohen Schnee zum Start der Schlittenfahrt gelaufen. Jeder Schlitten wird von 8-10 Huskies gezogen. Auf jedem Schlitten fuhren ein Guide der Farm als „Lenker“ sowie zwei Gäste mit. Es war echt toll inmitten einer jaulenden Huskyherde in seinem Schlitten darauf zu warten, dass es endlich losgeht. Die Hunde waren sehr wild und haben gebellt wie verrückt, weil sie einfach nur losrennen wollten.
Während der Fahrt konnte man einen wunderschönen Ausblick über die schneebedeckte Landschaft und das Meer genießen. Das Wetter wechselte manchmal sekundenschnell zwischen Schneesturm und Sonnenschein und ich war sehr froh, zusätzlich zu meinem Wärmeanzug noch unter einer Felldecke zu sitzen.
Am Ende der Fahrt hatten wir noch die Möglichkeit ein Gehege mit Jungtieren zu besichtigen und dort auch Babyhuskies auf den Arm zu nehmen. Es war wirklich ein einmalig schönes Erlebnis und ich würde den Ausflug (trotz des teuren Preises) jederzeit wieder buchen.
Auch der Ausflug zum Nordkap war ein tolles Erlebnis. Wir hatten viel Glück, dass dieser Ausflug überhaupt durchgeführt werde konnte. Die 3 Tage bevor unser Schiff in Honningsvåg angelegt hat, waren die Touren zum Nordkap nämlich wegen eines starken Schneesturms abgesagt worden (alle Straßen in der Region waren deswegen gesperrt). Auf der Fahrt dorthin war aufgrund des immer noch starken Windes manchmal gar nicht zu erkennen, wo die Erde aufhört und der Himmel beginnt, da einfach alles nur weiß vor Schnee war. Mit so etwas muss man eben im Winter auch rechnen. Wer den Namen Nordkap hört, der denkt zwangsläufig an das Globus-Denkmal, das sich auf der Spitze eines aus dem Meer herausragenden Schieferplateaus befindet. Das Nordkap ist zwar nicht, wie viele denken, der nördlichste Punkt Europas, aber es ist wohl der am besten für Touristen zugänglichste nördlichste Punkt Europas. Zwischen hier und dem Nordpol befindet sich keinerlei Festland, mit Ausnahme der Inselgruppe von Spitzbergen. Diese Tatsache und die Tatsache, dass man dort wunderschöne Lichtschauspiele erleben kann, fasziniert wohl die meisten Leute am Nordkap.
Highlights auf dieser Tour sind für mich das Nordkap, Kirkenes (die Stadt an der Grenze zu Russland), die schönen Landschaften der Lofoten & Vesterålen, Tromsø und das Nordlicht. Jeder, der Norwegen im Winter besucht hofft darauf, die grün-/gelbe Lichterscheinung am Himmel zu sehen.
Um das Nordlicht wirklich zu sehen muss man ein bisschen Glück haben. Am 3. Abend unserer Reise war es dann endlich soweit: Es war wirklich jedem egal, dass man die Augen aufgrund des Schneetreibens kaum offen halten konnte. Fast alle Gäste standen bei eisigem Temperaturen auf dem Oberdeck, um die Lichter am Himmel flackern zu sehen. Danach haben wir das Nordlicht nur noch ein weiteres Mal gesehen.
Landschaftlich hat mich diese Reise sehr begeistert. Die Hurtigruten sind einfach die perfekte Möglichkeit das typische Norwegen kennenzulernen und auch wirklich tolle Landschaften, Leuchttürme, Fjorde und typisch norwegische Dörfer zu sehen. Es war für mich eine sehr entspannende und aufregende Reise, die ich sicher nie vergessen werde.