Beduine, das Wort klingt nach Lagerfeuer, Freiheit und Kamelritten zwischen den Dünen weiter Wüstenlandschaften. Ich war schon immer neugierig auf andere Lebensstile.
Mit einer netten kleinen Reisegruppe sitze ich nun nach sechs Stunden Flug im Landeanflug auf Muskat und freue mich auf sechs erlebnisreiche Tage Rundreise quer durch das Sultanat Oman. Unsere Reiseleitung erledigt für uns die unkomplizierte Einreise mit den Visaformaltitäten, so dass wir uns um nichts kümmern müssen. Beim Verlassen des Flughafengebäudes strömt uns warme ,aber angenehme Luft entgegen und das im Dezember, wo es bei uns kalt und - manchmal - verschneit ist.
Nach kurzer Erfrischung und Check-in in einem der wirklich hervorragenden Hotels, steht schon gleich unser Erlebnis Naher Osten auf dem Programm. An der Residenz seiner Majestät Sultan Qaboos kommen wir automatisch vorbei. Ein prunkvoller ins Auge stechender Palast strahlt in allen Farben und ist vor allem mit viel Gold verziert. Das Eingangstor wird sogar poliert und die Wachposten stehen immer in erreichbarer Weite. Man spürt förmlich, dass der Sultan als alleiniger Herrscher quasi vergöttert wird.
Wir beschliessen in einem traditionellen Kaffeehaus ein wenig Energie zu tanken und einen typischen omanischen Kaffee zu geniessen. Das schwarze Getränk weckt in mir alle Lebensgeister, die ich glaubte, in Deutschland gelassen zu haben.
Unser Reiseleiter berichtet uns auf dem Weg in das Zentrum der alten Hafenstadt Muskat von der Geschichte und möchte uns einen typischen Souk zeigen. Der wohl beliebteste Basar des Mittleren Ostens steht somit dann auf unserem Programm: Muttrah Souk. Duftende, exotische Gewürze liegen in großen Mengen in den engen Gassen der Altstadt und der Weihrauchduft versetzt uns gleich ins Morgenland.
Wir beobachten die Händler mit den Kaufinteressierten beim Handeln. Die Männer tragen weisse Gewänder, solche wie sie im deutschen Karneval als Scheich verkleidet getragen werden und die Frauen schmücken sich mit farbenfrohen Dishdashas- so erklärt uns der Reiseleiter heißen die langen Gewänder.
Muskat liegt umrahmt von malerischen Bergen und die schöne Bucht mit den kleinen und auch großen Booten versetzt mich gleich in Urlaubsstimmung. Es ist herrlich und ich fühle mich sehr wohl.
Da unsere nächsten Tage nun per Geländewagen von der Küste ins Hinterland gehen, haben wir alle eine kleine Reisetasche gepackt. Vor unserem Hotel stehen fünf sehr große und stabile Geländewagen mit Fahrer bereit, die ebenfalls in langen Gewändern auf uns warten. Unser erstes heutiges Ziel liegt ca. 300 km im Inland und deshalb brechen wir in aller Frühe auf. Wir passieren hohe Berge und tiefe ausgetrocknete Wadis, fahren durch Oasen und lassen Felsformationen in den unterschiedlichsten Farben und Formen an uns vorbeiziehen. Für Naturliebhaber ein wahrer Genuß fürs Auge.
Unseren ersten Stopp nehmen wir in der schönen Oasenstadt Nizwa vor. Hier herrscht hektisches Treiben und wir beobachten den Freitagsmarkt. Es ist ein Markt und Schauspiel zugleich, denn hier werden unter einem Palmenrondell Schafe, Ziegen, Rinder und auch Kamele zum Kauf angeboten. Da es allerdings sehr streng riecht, bleiben wir in gesunder Entfernung.
Die Stadt wirkt mitten im trockenen Inland sehr grün, denn über 500 Jahre alte Kanäle bewässern die Region. Eine alte Festung mit dem größten Turm des Omans wird von uns bestiegen und wir bekommen als Geschenk einen sagenhaften Rundumblick.
Am frühen Nachmittag meldet sich unser Hunger und unser nächster Programmpunkt ist ein Besuch in luftiger Höhe. Nun wissen wir warum wir per Jeep unterwegs sind. Wir biegen nämlich irgendwann von der geteerten Straße ab und bewegen uns Off-Road weiter.
Ganz oben am Horizont der Bergkette erkennen wir zunächst weiße Punkte, die sich als Ort unseres Mittagsstopps herausstellen soll. Erst kurz vor Erreichen erkennen wir ein Zeltcamp inmitten eines grandiosen Bergpanoramas. In dieser einmaligen und faszinierenden Atmosphäre und vor der Aussicht vergessen wir, daß wir Hunger hatten. Wir können uns an den Ausblicken nicht satt essen.
Von hier aus fahren wir wieder ein Stück Off-Road zurück in die alte Stadt Bahla. Unser Reiseführer erzählt uns auf dem Weg dorthin, daß die Stadt von einer 12 km langen Mauer und 7 Toren umgeben ist. Die gewaltige Festungsanlage aus Lehm gehöre nicht umsonst zum UNESCO Weltkulurerbe und er selber erzählt so beeindruckend, dass wir voller Erwartung sind. Ja und er hat nicht zuviel versprochen. Es ist schöner, als wir alle es uns zusammen ausgemalt haben...
Bei unserem nächsten Stopp wissen wir warum wir die Abenteuertour gebucht haben. Vor der Einfahrt in die 80 km lange Wüste halten wir nochmal an einer Tankstelle und wir denken uns alle insgeheim, dass es vermutlich auch besser ist die Reserven nochmal aufzufüllen. Zudem wird Luft aus den Reifen der Geländewagen gelassen und wir alle fragen uns warum. Der Fahrer erklärt uns, dass es sich so besser Sandsurfen lässt. Was auch immer ein jeder sich unter diesem Begriff vorstellt, wir spüren alle wie unser Herz vor Aufregung höher schlägt.
Gleich bei der Einfahrt werden wir von den 200 m hohen Dünen so beeindruckt, die in allen Rot und Gelbtönen schimmern. Wir kommen noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Auf einer höher gelegenen Düne setzen wir uns hin und geniessen einen Sundowner mit grossen Ahhhs und Ohhhs, als der rote Ball im Sand versinkt. Es wird schnell stockdunkel und unser Camp inmitten der Wüste erreichen wir bei Dunkelheit. Das ist vielleicht auch besser so. Zu zweit nächtigen wir in einem Zelt, dass in einem omanischen Beduinenstil aufgebaut ist. Inmitten von Sanddünen liegen die Zelte im arabischen Stil und bieten uns eine herrliche Dusche unterm Sternenhimmel. Was für ein Erlebnis ! Ich wollte erleben, wie sich Beduinen ihren Alltag einrichten und hier kann ich gernau das erleben.
Mit grossem Hunger sitzen wir in gemütlicher Runde ums Lagerfeuer und singen Lieder und erzählen Geschichten. Um den grandiosen und wirklich einizgartigen Sternenhimmel zu betrachten, klettern wir etwas abseits des Camps um um uns herum keine Beleuchtung zu haben. So etwas schönes habe ich noch nie erlebt und ich fühle mich wie in 1001 Nacht. Das erklärt auch den Namen unseres Camps : 1000 Nights Camp.
Nicht jeder von uns hat in dieser Nacht gut geschlafen. In der Wüste gibt es viele ungewohnte Geräusche zu hören und mit manch einem geht Angesichts der Raschelgeräusche die Phantasie durch.
Am nächsten Morgen startet unsere Jeepsafari mit dem angekündigten Sandsurfen. Die Fahrer lassen in einem extremen Tempo die Jeeps die Dünen empor klettern und wieder langsam hinab gleiten. Wir haben großes Vertrauen in den Fahrer und der hat es auch echt im Griff, ein wahrer Profi. Wir vier Frauen juchzen vor Freude, als sässen wir auf einer Achterbahn und der Adrenalinkick ist schon extrem. Wir wollen immer mehr...
Nach so viel Sand macht uns der Reiseleiter den Vorschlag uns in einem Wadi zu erfrischen. Mit fragenden Augen blicken wir ihn an und er erklärt uns, dass ein Wadi ein traumhafter Naturpool in einer wunderschönen Bergkulisse ist. Umrahmt von Palmen springen wir kopfüber ins kühle Nass und fühlen uns nach so viel Sand nun frisch und munter. Ein perfekt organisiertes Picknick am Ufer des Wadi schmeckt uns nun allen gut.
Unsere letzte Station führt uns zu einer alten Dhowfabrik an der Küste und wir machen uns später auf unseren Rückweg nach Muskat, wo unsere einzigartige Rundreise begonnen hat.
Wer einmal eine Reise besonderer Art erleben möchte, dem kann ich sicherlich bei einem persönlichen Gespräch nützliche Tipps und meine Erfahrungen mitteilen.