Anfang April. Zu Hause ist der Winter endlich vorbei. Die Sonne lässt sich wieder länger blicken und mit den Temperaturen geht es steil nach oben. Und was mache ich? Ich setze mich in Düsseldorf ins Flugzeug und reise in eine Region, die mit Höchsttemperaturen von 6 Grad und 85 cm Schnee aufwarten kann – nach Finnisch Lappland.
Finnair bringt mich mit einem Umstieg in Helsinki nach Rovaniemi, das am nördlichen Polarkreis liegt. Und tatsächlich – hier ist alles weiß soweit das Auge reicht. Nach etwa 2 Stunden Transfer mit dem Reisebus komme ich in meinem Domizil für die nächsten paar Tage an, dem Hotel-Resort „Iso Syöte“. Es liegt in Panoramalage auf dem Gipfel des Berges Iso Syöte. Vom Panorama ist allerding leider zunächst nichts zu sehen. Es ist bereits dunkel und zusätzlich ist Nebel aufgezogen.
Am Morgen des nächsten Tages geht es los mit den winterlichen Outdooraktivitäten. Ganz am Anfang wird man erst einmal wetterfest eingekleidet. Wärmeoverall, dicke Handschuhe, schwere Stiefel, Sturmhaube – die gesamte Ausrüstung wird vom Resort gestellt. Dann geht es hinaus ein paar Meter den Hang hoch, wo schon die Schneemobile bereit stehen. Nach einer kurzen Einweisung kommt noch ein Helm auf den Kopf und dann geht es los. Wir sitzen zu zweit auf den rasanten Fahrzeugen und kurven den Hügel hinab. Am Anfang fahren alle noch recht vorsichtig doch nach kurzer Zeit ist man mit dem Schneemobil vertraut und das Tempo zieht an. Durch tief verschneite, lichte Wälder fahren wir durch die Landschaft. Hin und wieder kreuzen wir eine Straße bis unser Weg an der Huskyfarm endet. Das aufgeregte Gebell und Geheule dutzender Huskys übertönt locker unsere Motoren. Die Hunde sind aufgeregt, denn sie wissen: gleich dürfen sie das machen, was sie am liebsten machen: rennen. Wir stellen hier die Schneemobile ab und bereiten uns auf den zweiten Teil unserer Tour vor: die Fahrt mit dem Husykschlitten. Auch hier bilden wir 2er-Teams. Einer darf es sich auf dem Schlitten bequem machen, der Andere übernimmt sozusagen das Steuer. Er steht hinten auf den Kufen und hat die Kontrolle über die Bremse. Lenken ist nicht notwendig, denn die 6er-Teams der Hunde kennen den Weg. Mehr als eine Stunde sind wir unterwegs. Zwischendurch wechseln die Teams noch die Position. Wer bisher die rasante Fahrt im Sitzen genossen hat wird nun zum Bremser und umgekehrt. Nach einem einfachen aber sehr leckeren Mittagessen in einer gemütlichen Hütte auf dem Gelände der Huskyfarm, besteigen wir wieder unsere Schneemobile und fahren zurück zum Hotel Iso Syöte. Dort angekommen habe ich die Wahl weiter aktiv zu sein (Skifahren? Rodeln? Schneeschuhwandern?) oder den Nachmittag typisch finnisch zu verbringen: in der Sauna.
Abends in der Dämmerung bekomme ich dann endlich auch das Panorama zu sehen. Vom Restaurant des Hotels überblickt man die weite, verschneite Umgebung. Und die Skipiste, die übrigens in den Abendstunden beleuchtet wird.
Am nächsten Tag geht es bei kaltem, sonnigen Winterwetter mit blauem Himmel zum nächsten Standort, den Wintersportort Levi. Unterwegs sehe ich mir das bekannte Arctic Tree House Hotel in Rovaniemi an. Die in skandinavischem Design eingerichteten, hochwertigen Zimmer in Bungalows mit Panoramablick haben mich sofort überzeugt. Ein Designtraum!
In Levi angekommen, beziehe ich ein Zimmer im zentral gelegenen Hotel Break Sokos Levi. Die komfortabel eingerichteten Zimmer, ebenfalls in skandinavischem Design, sind gemütlich und ich fühle mich auf Anhieb wohl. Das Hotel liegt nur ein paar Schritte von der Seilbahnstation und den Skipisten entfernt. Ebenfalls fußläufig: das Outdoor Center Zero Point, wo man diverse Winteraktivitäten buchen kann. Als erstes unternehme ich eine schweißtreibende Tour mit dem Fat Bike. Erst geht es über einen zugefrorenen See. Hier ist der Untergrund naturgemäß ganz flach und ich kann mich problemlos mit den 12 Gängen meines Fat Bikes, den dicken Reifen und dem glatten Untergrund vertraut machen. Dann geht es aber bald den Hügel hinauf und es wird ganz schön anstrengend. Zur Belohnung geht es aber auch irgendwann wieder zurück und das Fat Bike macht downhill ganz schön Tempo.
Als nächstes habe ich mich für eine geführte Schneeschuhwanderung angemeldet. Die Schneeschuhe sind zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Die Dinger erinnern mich an eine Art Tennisschläger mit Ski-Bindung. Schnell merke ich aber, dass man damit tatsächlich auch in tiefem Schnee ziemlich gut vorankommt. Mein Grüppchen bewegt sich zunächst im Gänsemarsch in einer Art Loipe durch den tief verschneiten Wald. Unser finnischer Guide fordert uns bald dazu auf, die Loipe zu verlassen und querfeldein durch den Tiefschnee zu laufen. Das ist zwar etwas anstrengender als die Loipe zu nutzen macht aber einfach auch viel mehr Spaß. Der Guide möchte uns dann einmal demonstrieren, wie tief der Schnee tatsächlich ist und wie gut Schneeschuhe ein Einsinken vermeiden. Dazu fordert er mich auf von der Loipe aus ohne Schneeschuhe in den Tiefschnee zu springen. Ich lasse mich nicht lange bitten und Sekunden später stecke ich bis zum Bauchnabel im Schnee. Reinspringen war leicht, rausklettern hingegen gar nicht. Von dieser Aktion existiert ein Handyvideo, von dem ich hoffe, dass es nie, nie, NIE! irgendwo im Internet auftaucht.
Alles in allem war diese Schneeschuhwanderung ein tolles Naturerlebnis, von dem ich zuvor nicht erwartet hatte, dass ich es als eines der Highlights meiner Winterreise nach Lappland in Erinnerung behalten würde.
Der Skiort Levi ist Finnland größter und bekanntester Skiort. Im Jahr 2017 gab es hier einen Skiweltcup. Wer nun ein ausgeprägtes Nachtleben à la Ischgl oder Sölden erwartet wird leider enttäuscht. Nichts desto trotz kann man auch abends auf die Piste. Ein paar Kneipen und Restaurants sind durchaus da. Und natürlich kann man auch einer der liebsten Beschäftigungen der Finnen nachgehen: Karaoke-Singen! Das wird in Finnland wirklich mit Leidenschaft betreiben. Perfektion beim Gesang erwartet niemand, viel wichtiger ist Enthusiasmus und Spaß am Singen. Und wenn Sie sich als Tourist an finnischen Popsongs versuchen, ist Ihnen der Respekt Ihrer Gastgeber sicher.
Überhaupt, die Finnen! Ich habe selten so ein gastfreundliches, aufgeschlossenes Völkchen wie die Finnen erlebt. Aber leicht verrückt sind die schon. Aber was soll man auch anderes von einem Volk erwarten, dass die Weltmeisterschaften in schrägen Disziplinen wie Handy-Weitwurf, Luftgitarre und Frauen-Tragen ausrichtet?
Einen weiteren Abend verbringen wir im Panorama Restaurant Tuikku, auf der Spitze eines Berges
außerhalb von Levi. Neben dem tollen Essen und dem Panoramablick, den wir während der Dämmerung und eines wunderschönen, farbenfrohen Sonnenuntergangs genießen dürfen, erwartet uns später noch ein ganz besonderes Highlight, dessen Erschienen nur schwer vorhersehbar ist: das Polarlicht. Und wir haben wirklich Glück. Das arktische Phänomen zeigt sich am fast wolkenlosen Nachthimmel für locker eine halbe Stunde. Es ist wirklich spektakulär, wie die mal rötlichen, mal lilafarbenen, aber meist grünen Polarlichter geisterhaft über den Himmel tanzen.
Bevor es nach Deutschland zurückgeht, besuche ich noch den Weihnachtsmann. Der wohnt ja bekanntlich in Finnland, genauer in Rovaniemi am Polarkreis. Konsequenterweise im Weihnachtsdorf, das man ganzjährig besuchen kann. Dort gibt es auch das Postamt, wo säckeweise Briefe von Kindern aus aller Welt ankommen, die dem Weihnachtsmann ihren Wunschzettel zuschicken. Ein kleines Wunder, dass der Weihnachtsmann, der doch alle diese Briefe lesen muss, noch dazu kommt, mit den Besuchern Erinnerungsfotos zu schießen.
Als Alterantiv-Programm bietet sich in Rovaniemi das hochinteressante Arktikum Museum an. Hier erfahren Sie Wissenswertes über die Flora und Fauna im hohen Norden Finnlands. Auch die traditionelle Lebensweise der Urbevölkerung, der Lappen, wird Ihnen anschaulich nahegebracht.
Und? Habe Sie nun auch Lust auf ein Winterabenteuer am Polarkreis? Dann besuchen Sie mich doch einfach mal und buchen einen Wintertrip zu den Lappen!