Peking und Shanghai
Endlich konnte ich mir einen langgehegten Wunsch erfüllen und das Reich der Mitte einmal persönlich kennenlernen. So vieles hat man über China gelesen und gehört, aber dieses riesengroße Land überrascht einen trotz aller Vorbereitung.
Moderne und traditionelle Lebensweisen treffen besonders in den beiden Metropolen Peking und Shanghai aufeinander und lassen den Europäer immer wieder atemlos staunen. Schon bei der Ankunft in Peking ist man mitten im trubeligen Straßenleben der Hauptstadt gefangen, moderne Hochhäuser, Autobahnen und Shoppingmalls prägen das Bild während der Fahrt vom supermodernen Flughafen in die Innenstadt. Und erst dieser Verkehr – unbeschreiblich chaotisch wuseln Autos, Menschen, Fahrräder und schwer bepackte Lastenträger durch die Straßen und kümmern sich wenig bis gar nicht um irgendwelche Verkehrsregeln. Da wird die Überquerung einer Straße zum Adrenalinkick. Mittendrin immer wieder Bauten aus der alten Kaiserzeit. Nur wenige Städte haben eine derartige Menge an UNESCO-Weltkulturstätten zu bieten wie Chinas Hauptstadt und seine Umgebung. Der Himmelstempel, den wunderschönen Sommerpalast und natürlich die verbotene Stadt sowie die große chinesische Mauer und die Ming-Gräber, jeweils nur etwa eine Stunde Fahrt von der Stadt entfernt.
Zum Glück war uns der Wettergott hold, es war zwar bitterkalt, aber der Wind kam aus der einzig richtigen Richtung und hat den allgegenwärtigen Smog aus der Stadt geblasen. Bei strahlend blauem Himmel ist der Spaziergang durch die Anlagen des Sommerpalastes noch mal so schön. Die Über 8000km lange chinesische Mauer beeindruckt durch ihre steilen Passagen und herrlichen Ausblicke – und durch die Massen an Menschen, die sich auf der Mauer entlangschieben. Daran muss man sich als Europäer schon ein wenig gewöhnen, überall drängen (und drängeln!) sich die Menschenmassen. Als – vor allem blonder – Europäer wird man schnell zur Attraktion und häufig um ein gemeinsames Foto gebeten. Die Herzlichkeit der Menschen ist wirklich beeindruckend.
In der verbotenen Stadt taucht man endgültig in die Geschichte Chinas ein, tatsächlich fühlt man sich wie im Film „der letzte Kaiser“. Aber ganz ehrlich, wohnen möchte man bei all der Pracht in den zugigen und nicht isolierten Räumen wirklich nicht. Auf der Rückfahrt dann noch ein kurzer Blick auf die olympischen Stätten Vogelnest und Wasserwürfel. Abend s dann eines der vielen kulinarischen Highlights: Peking-Ente – perfekt zubereitet und vom Koch in rasender Geschwindigkeit zerlegt. Beeindruckend, und das ohne sich mit den extrem scharfen Messern die halben Fingerkuppen abzusäbeln.
Nach drei aufregenden Tagen in Peking geht es nun im neuen Schnellzug nach Hangzhou am Westsee, wieder ein UNESCO-Kulturerbe. 1200km Strecke in gut 5,5 Stunden, da kommt unser ICE in Deutschland nicht mit.
Nach einem chinesischen Sprichwort liegt in Hangzhou das Paradies auf Erden – und dieser Ort ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde. Wunderschöne Gärten und Pagoden säumen die Ufer des Westsees, und auf der belebten Uferpromenade kann man bummeln und shoppen. Kleine Boote bieten Fahrten auf dem See an, von dort hat man auch einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge. Dort befinden sich viele Teeplantagen auf denen der weltberühmte Drachenbrunnentee angebaut wird. In vielen kleinen Teeplantagen kann man eine Führung machen und viel Interessantes über den Anbau von Tee erfahren. Natürlich gibt es dabei auch einen Probierschluck des berühmten Tees.
Weiter geht es per Bus in Richtung Shanghai, unterwegs noch ein Stopp im Wasserdorf Xitang. Diese Dörfer wurden weitestgehend von den Wirren der Kulturrevolution verschont und präsentieren sich wie China vor 100 Jahren. Kanäle, Steinbrücken und altertümliche Häuser bieten Einblicke in das traditionelle Leben zur alten Kaiserzeit. Kontrastprogramm: das hektische Großstadtleben erwartet und nach den beschaulichen Stunden im Wasserdorf. Die lebhafte Uferpromenade, der Bund, scheint Treffpunkt von ganz Shanghai zu sein und die moderne Skyline von Pudong auf der anderen Seite des Flusses Huangpu beeindruckt mit den tollsten Wolkenkratzern. Besonders sehenswert ist der nachts knallbunt beleuchtete Fernsehturm Oriental Pearl Tower und der Turm des Shanghai World Financial Center – 492 m hoch und aufgrund seiner Form auch gerne mal als Flaschenöffner bezeichnet. Nachts auf der Nanjing Road wird man von den üppigen Leuchtreklamen regelrecht geblendet, die Chinesen lieben alles bunt und möglichst noch flackernd. Am Ende der Nanjing Road befindet sich der Volkspark (People Square) und dort liegt auch das beeindruckende Shanghai Museummit seiner fantastischen Bronze- und Porzellansammlung. Einzigartige, jahrtausendalte Geschichte auf mehreren Etagen und viele Sonderausstellungen – absolut sehenswert. Nach dem Trubel am Bund tut die Ruhe im Yu-Garten richtig gut. Ein sehr schön angelegter klassischer chinesischer Garten mitten in der Altstadt – eine echte Erholung und für Gartenfreunde ein Muss. Am Ende befindet sich die berühmte Zick-Zack Brücke mit dem Teehaus, die wohl am meisten fotografierte Sehenswürdigkeit in Shanghai. Drumherum befinden sich unzählige Geschäfte und Apotheken, wo man von teuren Seidenschals bis hin zu allerlei Kitsch so ziemlich alles an Souvenirs bekommen kann.
Zum Abschluss dann noch ein weiteres Highlight – die Fahrt mit dem Transrapid zum Flughafen Pudong. Wir hatten Glück, unsere Fahrt wurde mit Höchstgeschwindigkeit gefahren, das macht der Transrapid nur 1 - 2 Mal am Tag. Über 400 km/h, da fliegt die Landschaft nur so vorbei und die Strecke von 30 km zum Flughafen dauert so nur knapp 8 Minuten.